Konfirmationsrede für Robin

Meine Konfirmations-“Rede” für Robin

Note: this was a “speech” I wanted to deliver on my nephew’s Robin confirmation, but was unable to due to various unlucky circumstances, not least of all my own cowardice 😉

Hallo Robin,

dies ist die ‘Rede’, die ich fuer deine Konfirmation vorbereitet
hatte. Da auch Woytek keine Rede gehalten hat und auch sonst niemand,
moechte ich sie dir auf diesem Wege zukommen lassen.

Konfirmation — was bedeutet das eigentlich?

Du hast heute am Wein genippt, eine trockene Oblate gekaut und vor
allen Gemeindemitgliedern deinen Glauben an Gott bekannt. Sicher ein
eindrucksvolles Erlebnis; bestimmt hattest du auch in deiner
Katchumenenzeit diverse einschneidende Erlebnisse.

Bei mir waren das:

– mein erstes “Live-Konzert” mit Pastor Kaleschke “Daaaanke / fuer
meine AAaaarbeitsteeeelleee…”

– mein erster Zungenkuss mit Silke Lorenz (wow! Ich war noch NICHT
bereit fuer sowas, ganz sicher 😉

– Meine erste “richtige” Pruefung, mit niemand anderem als Nils Schwan
im “Pruefungsausschuss” (weil er gerade in der Naehe herumstand und
die doofen Presbyter ihn einluden, doch “mitzumachen”)

Unsere Kultur haelt fuer junge Leute viele Huerden zum Erwachsenwerden
bereit: Konfirmation, Lehre / Abi, Fuehrerschein, usw. Jedes Mal
sollst du in den Augen deiner Mitmenschen ein “bisschen” erwachsener
werden.

Aber wann bist du eigentlich erwachsen? In vielen meiner Bekannten
(und auch in mir) steckt immer noch kleiner Junge, der gerne raus
moechte und diese eine Frage stellt: “WANN bin ICH eigentlich
erwachsen?” Haengt das von dem Auto ab, dass ich fahre? Von meinem
Einkommen? Von meinem Urlaubsort?

Es gibt andere Kulturen auf diesem Planeten, in denen dieses Problem
nicht besteht. Es gibt eine eindeutige Schwelle auf dem Weg von der
Kindheit zum Erwachsenen, die genau einmal ueberschritten wird. Es
gibt kein vor und auch kein Zurueck, und es gibt auch keine Fragen
mehr, ob du jetzt ein Erwachsener bist oder nicht. Du bist nach
Abschluss dieser Zeremonie ein vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft.
Keine Fuehrerscheine. Kein Wahlrecht. Kein Alkoholverbot. Kein “du
bist zu jung dafuer” mehr, niemals.

Das Ueberschreiten dieser Schwelle ist oft mit Schmerzen verbunden;
Indianer-Staemme im mittleren Westen der USA halten z. B. ihre
Toechter fuer mehrere Naechte am Stueck wach und verlangen am
Abschluss einen “Dauerlauf”, um Staerke und Gesundheit fuer den Rest
ihres Lebens sicher zu stellen ;

Maennliche Kinder eines anderen Stammes legen sich einen Tag auf einen
Ameisenhuegel, (rote Ameisen, wohlgemerkt), um Staerke und
Willenskraft zu zeigen; oder werden bis zu den Schultern eingegraben
und fuer einen Tag lang so gelassen, um den “Uebergang” zu
durchlaufen.

einige Aborigine-Staemme Australiens verlangen von ihren Jugendlichen,
ihren Penis bis zum ueblen Bluterguss mit Steinen zu bearbeiten und
sich dann ein paar Vorderzaehne ausschlagen zu lassen. Anschliessend
verbringen sie eine Woche allein, abgeschnitten von allen anderen
Stammesmitgliedern, um ihre Faehigkeit zum “Ueberleben” unter Beweis
zu stellen (natuerlich ist immer jemand in der Naehe, um im Notfall
einzugreifen).

All diesen Ritualen ist gemein, dem Jungen eines zu vermitteln: “Du
bist jetzt ein Teil von uns, traegst Verantwortung, bist einer von
uns, vom aeltesten Mann zum staerksten Krieger. Leidest du, leidet der
Stamm, leidet der Stamm, so leidest auch du.”.

Was immer dir auch das heutige Ritual bedeutet — ich moechte dir
sagen, dass ich auch nach deiner “Bestaetigung” (Konfirmation, im
Glauben bestaetigt) ein Teil sein moechte dieser Gemeinschaft, die mit
dir leidet, wenn du leidest, und die sich mit dir freut, wenn du dich
freust… so wie die Jahre vorher.

Dein Patenonkel

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